
Die Geschichte der Bräunlinger Fastnacht – im Dialekt „Brilinger Fasnet“ genannt – reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Erste schriftliche Belege aus dem 17. Jahrhundert beschreiben bereits fastnachtliche Umtriebe in der Stadt. Nachdem die traditionelle Fastnacht im 19. Jahrhundert unterzugehen drohte, gründeten 72 Bräunlinger Bürger im Februar 1890 die Narrenzunft Eintracht. Die erfreute sich großen Zulaufs und zählt inzwischen 480 Mitglieder. Rund 200 sind an der Fasnacht im so genannten Häs, der traditionellen Verkleidung, unterwegs. Die Narrenzunft Eintracht Bräunlingen zählt zu den Gründungsmitgliedern der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte und wird der Landschaft Baar zugerechnet.
Fasnet in Bräunlingen
wenn historische Bräuche die „fünfte Jahreszeit“ erwecken
Sieben verschiedene Narrenfiguren prägen das Gesicht der Bräunlinger Fasnet, auch „fünfte Jahreszeit“ genannt. Die Hauptfigur ist der Stadthansel, eine für die Baar typische Weißnarrfigur. Das mit Blumenkränzen und Fuchsschwänzen geschmückte Kopfstück ist mit der kunstvoll geschnitzten Gesichtslarve aus Lindenholz verbunden. Über die mit Fuchs und Hase bemalte Jackenvorderseite laufen zwei mit je elf Bronzeglocken bestückte Lederriemen. Die Stadthansel sind bekannt für ihre besondere Form des Narrens, das so genannte Strählen. Dabei trägt der Narr den Kindern am Straßenrand einen närrischen Vierzeiler vor, welchen diese lauthals wiedergeben.
Ebenfalls im Hanselkostüm, aber ohne Maske, ist der umtriebige Reiter des Stadtbocks unterwegs. Zwei maskierte Treiber im blauen Kittel jagen das Imitat eines wilden Ziegenbocks mit knallenden Peitschen durch die Straßen.
Traditionsreich ist auch die Figur der Hexen in der Bräunlinger Fasnacht. Neben den 16 zünftig organisierten Urhexen mit ihren zerfurchten Holzmasken und dem hämischen Grinsen sowie den Krummen Hexen mit Geißel und Schweinsblase treiben auch wilde Hexen in der Stadt ihr Unwesen.
Nicht minder wichtig ist die 2006 zum Leben erweckte Gruppe der Blumennarren. Die auf ihr Häs aus Rupfen gemalten Blumen sollen den Frühling herbeilocken.
Nicht fehlen dürfen die Männer der Stadtwehr in ihrer Landsknechtsuniform. Ihre vornehmste Aufgabe ist es, am Schmutzig Dunnschtig die Fasnet auszurufen.
Die Alemannischen Trommler verweisen mit ihren Kostümen aus hellem Sackleinen und Schafsfell und den mit Kuhhörnern verzierten Helmen auf die alemannische Landnahme um das Jahr 260. Sie laufen stets an der Spitze der Fasnachtsumzüge.
Das Fastnachtstreiben in Bräunlingen beginnt schon vor dem Schmutzig Dunnschtig mit dem Sprung der Urhexe aus dem Druidenstein, dann ist das Hexenlaufen bis zum Aschermittwoch eröffnet. Umzüge historischer Gruppen und Bräunlinger Narren prägen das Bild der Fasnet am Schmutzig Dunnschtig und am Rosenmontag (Fasnet-Mentig), freies Narrentreiben herrscht am Fastnachtsdienstag. Daneben hat sich in Bräunlingen eine seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gepflegte fasnachtliche Schauspielkultur entwickelt. Bis zu 350 Akteure führen am Fasnet-Mentig in der Stadthalle unter der Regie der Narrenzunft ein Stehgreifspiel auf. Für die Kostümierung bedient sich die Narrenzunft ihres eigenen Fundus‘, der mehr als 2500 komplette Kostüme umfasst. Diese werden auch an auswärtige Vereine verliehen.
Den Abschluss der alljährlichen Fasnet bildet die Geldbeutelwäsche am Aschermittwoch, bei der die Männer in Frack und Zylinder von Brunnen zu Brunnen gehen und, begleitet von Trauergesängen, mit ihren leeren Geldbörsen nach der verlorenen Fasnet fischen.
Weitere Informationen zur Fasnet in Bräunlingen finden Sie unter www.narrenzunft-braeunlingen.de und www.vsan.de.
Fasnet in den Stadtteilen
Döggingen
Von der alten Bezeichnung „Gauch“ für den Kuckuck und dessen zweiter Bedeutung Narr oder Tor leitet sich der Name der Gauchenzunft in Bräunlingens größtem Stadtteil Döggingen ab. Der Ort liegt an der Gauchach, dem Kuckucksbach. So lag es nah, den Kuckuck als Fastnachtsfigur zu wählen. Während der Fastnacht beherrschen das Kuckuckspaar neben den Schlösslebuckhexen, dem Elferrat und der Garde das närrische Treiben auf den Straßen. Weitere Informationen unter:
Unterbränd
Auf seinen Ursprung als Köhlersiedung verweist der Name des Fastnachtsvereins in Unterbränd. Die Köhlerzunft prägt die Fastnacht im Ferienort am Kirnbergsee. Köhler und Köhlerliesel führen im Umzug einen Meiler mit. Mehr Informationen unter:
www.koehlerzunft-unterbraend.de
Waldhausen
Auf die Geschichte der Siedlung berufen sich auch die Narren in Waldhausen. In Erinnerung an sieben Familien, die die Siedung drei Kilometer westlich von Bräunlingen nach der Pest neu gründeten, nennt sich die Zunft Siibe Hiisli Liit (Sieben-Häuschen-Leute). Waldmann und Waldfrau bestimmen die vom Verein organisierte dörfliche Fastnacht. Mehr Informationen unter:
www.schwarzwaelder-narrenvereinigung.de
Fasnacht wird auch in Mistelbrunn, Bräunlingens kleinstem Stadtteil, gefeiert. Die Narren setzen den Ortsvorsteher ab, errichten einen Narrenbaum und feiern in der Milligrabä-Beiz.
Mehr Informationen und einen Überblick über die Fastnachtsveranstaltungen in Bräunlingen und den Stadtteilen finden Sie im Veranstaltungskalender der Stadt Bräunlingen sowie auf den Homepages der Narrenzünfte:
Veranstaltungskalender der Stadt Bräunlingen
Die Entwicklung der örtlichen Fastnacht zeigt eine Ausstellung im Zunfthaus in Bräunlingen. Führungen sind auf Anfrage möglich unter der Telefonnummer 0771 61900 oder per Mail an touristinfo@braeunlingen.de.